Auf dem Weg
- Marcus Görl
- 21. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Direkte Schüleranerkennung– Ein besonderes Band auf dem Weg des Karate
Was macht eine Lehrer-Schüler-Beziehung im Budo eigentlich aus? Ist es bloß das regelmäßige Training, das gemeinsame Schwitzen auf der Matte, das Wiederholen von Techniken? Oder liegt der wahre Kern nicht viel tiefer – in dem Vertrauen, das wächst, wenn zwei Menschen denselben Weg ernsthaft beschreiten?

Mit großer Freude – und auch mit etwas Stolz – darf ich heute bekannt geben:
Silas Meisen ist offiziell als direkter Schüler von mir anerkannt worden.
Diese Anerkennung ist mehr als eine formale Geste. Sie ist Ausdruck einer gewachsenen Verbindung, die über Techniken, Graduierungen oder Trainingseinheiten hinausgeht. Silas hat über viele Jahre hinweg nicht nur körperlich trainiert, sondern sich auch innerlich geformt: mit Hingabe, mit Geduld, mit einem offenen Geist. Er hat Fragen gestellt, Herausforderungen angenommen und sich nie gescheut, auch unbequeme Wahrheiten zu hören – genau das, was ich mir von einem Deshi, einem persönlichen Schüler, wünsche.
Das Zertifikat, das er nun erhält, bestätigt nicht nur seine Zugehörigkeit zu meinem inneren Schülerkreis. Es erlaubt ihm auch, diese Verbindung öffentlich zu benennen – als sichtbares Zeichen eines besonderen Vertrauensverhältnisses zwischen Lehrer (Sensei) und Schüler (Deshi). In Japan ist eine solche direkte Schüleranerkennung tief verwurzelt in der Tradition. Sie gleicht einem Schwur – leise gesprochen, aber tief empfunden.
Doch Ehre bringt Verantwortung mit sich. Wer diesen Schritt geht, verpflichtet sich zugleich zu mehr: zu innerem Wachstum, zu ethischem Handeln, zur ehrlichen Weitergabe des Gelernten im Sinne des Do – des Weges.
Ich gratuliere Silas von Herzen zu dieser Ausszeichnung auf seinem Karate-Weg.
Für mich als Lehrer ist es immer ein besonderer Moment, wenn ein Schüler nicht nur äußerlich Fortschritte macht, sondern innerlich bereit ist, mehr zu tragen – und mehr zu geben.
Vielleicht fragen Sie sich gerade: Was braucht es, um selbst diesen Weg zu gehen? Die Antwort beginnt nicht im Dojo – sie beginnt mit einer inneren Entscheidung. Und manchmal – ganz unerwartet – führt genau diese Entscheidung zu einer Verbindung, die ein Leben lang trägt.