- Spendenaktion für eine Karate Schule auf dem Klosterberg -
Diese ungewöhnliche Kombination aus Leben und Lieben möchte ich Ihnen in diesen Gedankennahebringen – liebe Leserin, lieber Leser.
Mit Kampfsport verbindet man in erster Linie so etwas wie Gewalt und geschicktes Durchsetzungsvermögen – Menschen, die so etwas lernen wollen, um andere zu besiegen und sich einen Vorteil zu verschaffen.
Daher macht es Sinn, sich dem Thema einmal intensiv zu widmen, verschiedene Akzente zu beschreiben und dann zu einem ganz anderen Schluss zu kommen.
Hintergrund einer „Kampf-Kunst“ – also einer Arbeit am und mit dem Körper – ist vor allem die Geisteshaltung, die dieses Tun motiviert.
Schauen wir einmal in die japanische Sprache: „Karate Dô?“ heißt übersetzt „Weg der leeren Hand“.
Im Grunde geht es um mönchische Haltungen: Themen sind innere Gelassenheit, Leere und Bescheidenheit sowie Höflichkeit und Respekt vor dem anderen und vor dem Fremden. Innerer Halt und Achtung vor dem Leben – so die Lehre – werden durch den Körper erst einmal ausgedrückt und im Gegenzug verändern und heilen sie unseren Leib.
Es geht um den ganzen Menschen und um seinen Lebensweg. Karate ist also – wie übrigens das Kloster des heiligen Benedikt auch – ein Weg und eine „spirituelle Lebensschule“.
Klösterliche Lebenshaltungen verneinen Gewalt und gehen einen Weg des inneren Fließens, des Dialogs und Miteinanders.
So auch das Karate. Es bezieht sich auf eine elementare Form des Universums, also einer Leere, und meint damit die innere Freiheit.
Diese Haltung ist eine Lebensschule und wird mit zunehmender Erkenntnis und Übung zu einem Lebensweg: Karate-Dô.
Im Karate ist Dô dass jeder Übung zugrunde liegende Prinzip. Dô ist ein Weg, durch den die Essenz der Philosophien und Religionen, das Bewusstsein um menschliche Werte im individuellen Verhalten sichtbar werden und weit über den Intellekt hinaus das Denken und Handeln des Einzelnen bestimmt.
Als Prinzip ist Dô demnach nichts ausschließlich Asiatisches, sondern auch in anderen Kulturen unter jeweils anderen Benennungen bekannt, da sich der Mensch überall auf der Welt mit den Zusammenhängen des Lebens, mit Ursachen und Wirkungen und mit der Frage nach dem Sinn beschäftigt. Wer diesen Betrachtungen folgen kann, der erkennt, dass es nicht um „Bekämpfen“ anderer gehen kann.
Auch Gedanken wie „Wettkampf“ und Besiegen liegen fern. Viele schlagen den Weg ein, um so etwas wie „Selbstverteidigung“ erlangen zu wollen, lernen auf dem Weg allerdings schnell, dass es um genau das Gegenteil geht.
Im Karate geht es vielmehr um Selbstbetrachtung. Der Kampf richtet sich nicht gegen einen Gegner sondern gegen das, was wir vielleicht unter „Ego“ verstehen.
Die Dimension im Karate, die den Menschen zur Ergründung seines ursprünglichen Selbst führt, hat im Zen ihre Wurzeln. Nur wer sich selbst betrachtet wie in einem Spiegel, der kann Körper und Geist zur Mitte vereinen. Dazu bedient er sich einer Kunst, deren Ziel jedoch über das Erlernen der Formen hinaus in einer inneren Auseinandersetzung besteht, woraus sich die Möglichkeit zum Weg ergibt. Karate ist eine Chance, sich selbst im Zentrum der Bewegung zu finden.
Dô bedeutet also wörtlich übersetzt Weg und dies hat einen hohen Stellenwert im Karate.
Der eigene Weg hin zur Freiheit, Offenheit und Liebesfähigkeit ist ein zentrales Anliegen, das Macht und jegliche Gewalt ausgrenzt.
Denn Gewalt ist ein Zeichen von Unfreiheit. Es ist eine Tatsache, dass Gewalt gegen andere sich immer auch gegen uns selbst richtet und dass Liebe für andere nicht möglich ist ohne Liebe zu uns selbst.
Diesen Weg zu beschreiten bedeutet nun, „gegenwärtig“ zu werden. Dies bringt die Konfrontation mit Widerständen mit sich, die sowohl durch das alltägliche Umfeld als auch durch den eigenen Charakter aufkommen. Es gilt, sich den Widerständen zu stellen, anstatt sie zu verdrängen.
Der erste Schritt besteht darin, die Verantwortung für sein eigenes Handeln zu erkennen und zu übernehmen.
KampfKunst als FriedensDienst

Im Karate geht es also weder darum, stärker und besser zu sein als andere, noch um Unverwundbarkeit und Unbesiegbarkeit, sondern allein um das, was man Perfektion nennt. Perfektion aber ist nicht die letzte und höchste Stufe auf einer Leiter des Fortschritts, sondern das Eintauchen in die Zeitlosigkeit des Augenblicks.
Karate ist ein Weg zur geistlichen Entwicklung von Körper und Geist auf der Grundlage der alten japanischen Kampf-künste. Der wesentliche Unterschied zwischen dem Karate und der Vorstellung von Kampfsport und Selbstverteidigung ist der, dass es im Karate keinen Kampf gibt, keinen Wettbewerb und keine Pokale. Siege können im Karate nur über sich selbst, über die eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten errungen werden. Gerade Menschen, denen keine herausragenden Kräfte zukommen, sind auf diesem Weg willkommen, weil gelernt wird, mit Herz und Kopf klar zu antworten, anstatt mit purer Körperkraft: Frauen und Männer, Alte und Kinder sind auf diesem Weg willkommen und eingeladen.
Derzeit ist die Karateschule außerhalb des Klosters untergebracht. Das soll sich in Zukunft ändern. Wir wollen dieses wertvolle Engagement auf dem Klosterberg verorten. Dafür möchten wir Räumlichkeiten entsprechend herrichten. In einem der kommenden Hefte „Gruß aus Königsmünster“ werden wir vielleicht bereits über konkrete Schritte des Projektes berichten können.
Dieses Engagement unseres Klosters ist ein weiterer Baustein unserer Arbeit für Erwachsene, mehr aber auch für Jugendliche und besonders für Kinder.
Auch wenn wir Erwachsene das vielleicht nicht mehr wahrnehmen, weil wir mit dem eigenen Stress schon genug zu bewältigen haben. Auch Kinder sind heutzutage durchaus Gefahren ausgesetzt, die unsere Gesellschaft nur schwer in den Blick nimmt. Von „unbeschwerter“ Kindheit ist der Terminkalender der Kleinen manchmal weit entfernt: Schule, ein Musikinstrument lernen, Hausaufgaben und dazwischen Computer und Fernsehen zum „Abspannen“ – Informationsgewitter.
Karate kann das nicht wirklich ändern, wenn wir nicht unseren Lebensstil hinterfragen.
Das tuen Kinder nicht in Sprache oder Diskursen. Sie drücken es aber im Verhalten aus, welches sich immer mehr zu Haltungen verfestigt. Hier kann Karate unterstützen. Im Training müssen die Kinder sich auf sich selbst konzentrieren. Sie beginnen spielerisch ihren Weg zu sich selbst und zur Erfahrung von Stille und Meditation. Alles geschieht in Ruhe und Klarheit, um die Konzentration aus dem „Vie- len“ in das „Eine“ zu lenken. Die Trainingseinheiten gleichen fast einer Miniatur klösterlichen Lebensablaufs: Sie beginnen und enden mit einer kurzen Meditation, einem Innehalten. Für den Beginn und den Abschluss des Trainings gibt es einen festen Ablauf. So hat das Training einen guten Rahmen und die Kinder werden zu Konzentration geleitet. Es folgt ein Aufwärmtraining von ungefähr 30 Minuten. Manchmal werden dabei Spiele und Partnerübungen eingebaut. Es herrscht eine entspannte und konzentrierte Atmosphäre. Stille steht übrigens während des Kindertrainings erstmal nicht im Vordergrund. Kinder haben viel Energie, was auch im Training ihren Platz haben muss und Ausdruck findet.
Häufig werden die Kinder nach der Karatestunde ausgeglichener und zufriedener wahrgenommen. Durch ein regelmäßiges Training kann sich eine achtsame und gesunde Lebenseinstellung entwickeln: Selbstachtung und Freundlichkeit werden zu Haltungen, die wie die Körperhaltungen und Bewegungen geübt und verfestigt werden.
Liebe Leserin, lieber Leser am Schluss bitte ich Sie herzlich um Ihre Unterstützung, damit wir dieses wertvolle Projekt auf den Klosterberg holen können. Vielleicht raten Sie Ihren Kindern und Kindeskindern mal zu einer Schnupper- stunde bei Bruder Marcus. Auch eine finanzielle Unterstützung wäre eine große Hilfe dabei, die neuen Räumlichkeiten herrichten zu können Ich danke Ihnen im Vorfeld dafür herzlich. Vielleicht tragen wir so dazu bei, dass Kampfkunst auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft ein Friedensdienst werden kann.
So bitten wir Sie um Ihre Unterstützung für dieses Projekt. Spendenkonto IBAN: DE96 4726 0307 0011 5609 00 BIC: GENODEM1BKC Kennwort: Karateschule
Vielen Dank für Ihre Hilfe und Unterstützung,
Marcus Görl OSB